Eine aktuelle Studie hat das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland verstärkt Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland anwerben muss, um den Bedarf zu decken – spätestens ab 2025.
Einwanderung aus nicht EU-Staaten muss gefördert werden
Die Lücke, welche die Babyboomer-Generation auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen wird, ist groß. Bei gleich bleibendem demografischem Trend müssen langfristig 533.000 mehr Menschen zuwandern als abwandern, um sie zu füllen. Im vergangenen Jahr lag die „Netto-Zuwanderung“ bei etwa 470.000. Die Bilanz könnte noch die nächsten zehn Jahre ausreichen, um die Zahl der Arbeitnehmer konstant zu halten. Dann allerdings kommen die Babyboomer ins Rentenalter und der Bedarf steigt. Schon jetzt lässt sich in den Online-Jobportalen erkennen, unter welch Druck Unternehmen Fachkräfte wie IT-Experten und Ingenieure suchen. In zehn Jahren könnte sich dieser noch einmal um ein vielfaches erhöhen, sofern die Politik nicht entgegensteuert.
Innereuropäische Zuwanderung nicht ausreichend
Einen Großteil der Zuwanderer kommt derzeit aus den benachbarten EU-Ländern, 2014 lag ihr Anteil bei einem Rekordhoch von 300.000. Die Autoren der Studie sind überzeugt, dass sich dieser Trend nicht langfristig fortschreiben lassen wird. Einerseits, da der Bevölkerungsrückgang Europa insgesamt betrifft, andererseits aufgrund der wirtschaftlichen Erholung der Nachbarländer, die eine Auswanderung zunehmend unattraktiver werden lässt. Hochrechnungen ergeben, dass bis 2050 nur noch mit maximal 70.000 jährlichen Zuwanderern aus der EU zu rechnen ist. Je nach Szenario werden demnach 276.000 bis 491.000 Zuwanderer aus anderen Ländern benötigt, um den Arbeitsmarkt zu befriedigen.
Experten plädieren für neues Einwanderungsgesetz
Die Autoren der Studie fordern daher einen Kurswechsel in Sachen außereuropäische Zuwanderung. Ein neues Einwanderungsgesetz könne dafür ein Zeichen setzen und ausländische Fachkräfte ausdrücklich willkommen heißen. „Deutschland darf sich nicht auf eine weiterhin hohe Einwanderung aus der EU verlassen“, sagte Bertelsmann Stiftungsvorstand Jörg Dräger. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Deutschland als Einwanderungsland auch für Drittstaatler attraktiver wird.“ Sprachförderungen, gesellschaftliche Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung seien wesentliche Voraussetzungen, um qualifizierte Zuwanderung zu befördern. Dafür ist, neben den notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, vor allem ein Umdenken der Politik notwendig. Fakt ist, das belegt die Studie: Deutschland braucht Einwanderung mehr denn je.
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