Die Schließung der Silicon Valley Bank (SVB) durch US-Behörden hat nicht nur für Turbulenzen am amerikanischen Bankenmarkt gesorgt. Zurecht fragen sich auch hierzulande viele Inhaber deutscher Girokonten, wie sicher das Geld in Krisenzeiten überhaupt ist. Das Einfrieren von Kontoguthaben kann für Unternehmen und Privatpersonen gravierende Folgen haben. Was passiert wirklich mit unseren Einlagen, wenn Banken oder Anbieter, bei denen wir über Guthaben verfügen, pleite gehen? Und wie kann man sich vor Vermögensverlusten schützen?
Die gute Nachricht zuerst: Wer wenig Geld auf dem Konto hat, muss kaum Verluste befürchten. Denn die gesetzliche Einlagensicherung schützt alle Kundeneinlagen bei Kreditinstituten, Sparkassen und Genossenschaftsbanken bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Kunde. Dieses Geld ist also sicher, Risiken sind minimal. Doch den Sicherungsmechanismus gibt es bestimmte Voraussetzungen und im Falle einer tatsächlichen Bankenpleite kann es bis zu sieben Arbeitstage dauern, bis Kunden an Ihr Vermögen kommen.
Voraussetzung für das Sicherungssystem der Einlagen ist, dass die Bank oder das Institut, bei dem Sie Ihr Vermögen angelegt haben, etwa in Form eines Sparvertrags oder als Festgeld, Mitglied eines europäischen Einlagensicherungssystems ist. Nach dem deutschen Einlagensicherungsgesetz sind auch inländische Zweigstellen von ausländischen Banken von der Einlagensicherung umfasst, sofern die Geschäfte nach dem Kreditwesengesetz betrieben werden.
Wichtig: Für Aktien und Anleihen gilt die Einlagensicherung nicht. Wenn Sie in Wertpapiere investieren, tragen Sie das Risiko für Verluste selbst. Sie können Ihre Verluste lediglich steuerlich geltend machen, indem Sie Ihre Verluste und Gewinne verrechnen. Das funktioniert über einen sogenannten Verlusttopf.
Verliert man alles, was über 100.000 Euro hinaus geht?
Nein, nicht zwangsläufig. Neben der oben genannten gesetzlichen Einlagensicherung haben Privatbanken auch eine freiwillige Einlagensicherung, die seit dem 1. Januar 2023 für Unternehmen einen Schutz bis maximal 50 Millionen Euro und für private Sparer einen Schutz bis maximal fünf Millionen Euro vorsieht. Dieser Sicherheitsmechanismus befindet sich aber in laufender Überarbeitung und der Umfang soll in den nächsten Jahren schrittweise gesenkt werden, sodass die Risiken für die Anleger in Zukunft größer werden.
Zum Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken gehören mehr als 150 Banken, darunter die bekannten Kreditinstitute, wie etwa:
- Deutsche Bank
- Commerzbank
- ING
- Postbank
- Deutsche Pfandbriefbank
- Norisbank
- und viele weitere Bankhäuser.
Laut Einlagensicherungsfonds wurden bisher alle Kunden im berechtigten Fall voll entschädigt:
Hinter dem Fonds steht nahezu die gesamte private Kreditwirtschaft in Deutschland. Bisher wurden in allen Fällen die Kunden zu 100 Prozent entschädigt.
Trotzdem: Jeder Kunde sollte sich bewusst sein, dass im Falle einer größeren systemischen Finanzkrise alte Regeln schnell fragil werden können. Daher sollte sich jeder bemühen, die eigenen Risiken so gering wie möglich zu halten. Für Unternehmen gibt es hierzu Risikomanagement-Richtlinien.
Aber auch Privatpersonen können einiges tun, um ihr Vermögen zu schützen. Folgende Tipps können Ihnen helfen, Ihr persönliches Risiko für Vermögensverluste zu minimieren:
So minimieren Sie Ihr Risiko für Vermögensverluste
Diversifikation der Anbieter
Unternehmen und Privatpersonen, die über ein gewisses Vermögen verfügen, sind gut darin beraten, die Finanzen über mehrere Anbieter zu streuen. Auf diese Weise wird das Risiko, im Falle der Insolvenz einer Bank Liquidität zu verlieren, deutlich verringert.
Besonders Startups, die sehr schnell wachsen, sollten Gehälter und Auszahlungen nicht nur an einen einzigen Zahlungsabwickler koppeln, sondern eine gewisse Flexibilität bewahren. Gerade das Beispiel der SVB Bank, bei der viele Startups als Kunden fungierten, zeigt, dass die Einlage des gesamten Vermögens auf eine einzige Bank schnell zu Liquiditätsengpässen führen kann.
Diversifikation der Anlageklassen
Fiat-Geld, also die nationale Währung, gilt als relativ sicher. Dennoch ist es in Zeiten hoher Inflation und eines schwankenden Zinsumfeldes ratsam, größere Vermögen in unterschiedliche Anlageklassen zu investieren. Immobilien, Gold, Anleihen, Aktien und ETF-Sparpläne sowie bestimmte Kryptowährungen können Schwankungen unter bestimmten Bedingungen abfangen. Natürlich sind auch diese Anlageklassen einem gewissen Risiko ausgesetzt. Daher ist es wichtig, das Vermögen möglichst weit zu streuen, um in Krisenzeiten kein Klumpenrisiko tragen zu müssen.
Anbieter sorgfältig auswählen
Gerade kleine Online-Banken und Startups, die mit digitalen Diensten und modernen Apps schnelle und günstige Transaktionen versprechen, sind mit Vorsicht zu genießen. Es hat zwar seinen Reiz, mit den aktuellsten Entwicklungen der Zeit mitzugehen und voll auf digitale Direktbanken zu setzen. Doch auch hier zeigt der Fall SVB, dass schnellwachsende FinTechs ohne große Erfahrungen im Qualitäts- und Risikomanagement bei Marktschwankungen überraschend an ihre Grenzen stoßen können.
Daher ist es wichtig, möglichst sorgfältig auszuwählen, bei welchem Anbieter ein Konto eröffnet wird. Bonus-Versprechungen und günstige Kontoführungsgebühren sollten nicht als oberstes Kriterium angesetzt werden.
In den USA zeigt die Kapitalflucht aus kleinen regionalen Banken und modernen FinTechs zu den Big Playern, dass traditionelle Bankenhäuser, die systemrelevant sind, immer noch eine größere Sicherheit für Einlagen bieten können.
Guthaben schnell auszahlen lassen
Wo immer Sie Guthaben geparkt haben, sollten Sie darauf achten, dass Sie möglichst schnell und unkompliziert Zugriff auf Ihr Geld erhalten. Dies ist insbesondere bei kleineren Cloud-Anbietern, Krypto-Wallets sowie Gewinn- und Glücksspiel-Anbietern, bei denen ein Konto geführt wird, zu empfehlen.
Sofern Sie in Ihrem Konto einstellen können, ab wann eine Auszahlung auf Ihr Girokonto erfolgen wird, sollten Sie den kleinstmöglichen Betrag wählen oder sich das Guthaben sofort auszahlen lassen, bevor eventuelle Schieflagen beim Anbieter entstehen können. Vor allem bei Bonus-Auszahlungen für Neukunden haben einige Anbieter sehr strenge Bedingungen. So sind Einzahlungen bei Lotterien, Wetten und Online-Spielhallen, die in Kombination mit einem Bonus-Angebot weitere Einsätze ermöglichen, selbst im Falle eines Gewinns oft erst nach einer bestimmten Frist wieder auszahlbar. Eine Übersicht von www.vergleich.org zeigt detailliert, wie Bonuszahlungen zurückgehalten werden und wann sich ein Bonus Code wirklich lohnt.
Gehaltserhöhungen und Bonuszahlungen vereinbaren
Die meisten Erwerbstätigen sind Arbeitnehmer mit einem festen Einkommen. Auf der einen Seite bietet ein Arbeitsvertrag mit fester Vergütung eine gewisse Sicherheit. Andererseits geht die Kaufkraft eines Arbeitnehmers mit steigender Inflation spürbar zurück. Sie sollten bei Lohn- und Gehaltsverhandlungen daher immer darauf achten, dass eine Lohnsteigerung nicht nur die Inflation ausgleicht, sondern tatsächlich einen realen Wertzuwachs zu Ihrem Vermögen beiträgt.
Darüber hinaus Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Führungsqualitäten auch Bonuszahlungen aushandeln, um die Motivation für das Erreichen wichtiger Meilensteine hoch zu halten.
Mehrere Einkommensströme aufbauen
Ein letzter Tipp zur Minimierung des Risikos von Geld- und Einnahmenverlusten gilt nicht nur Unternehmen, auch Privatpersonen sollten sie beherzigen: Wann immer Sie die Gelegenheit haben, versuchen Sie neue Einkommenskanäle zu erschließen. Sicher gehört dazu auch eine Menge Glück, um im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Die meisten Menschen lassen aber spannende Gelegenheiten und Chancen einfach aus, weil sie denken, dass sie darauf nicht angewiesen sind. Dabei können selbst kleinste Einnahmen aus Vermietungen und Veräußerungen in der Summe zu beachtenswerten Beträgen führen.
Hierzu müssen Sie nicht einmal unbedingt einen professionellen Nebenerwerb aufbauen. In der Regel ergeben sich schon im Hobby- und Freizeitbereich viele kleine Gelegenheiten, bei denen ein zusätzliches Einkommen erzielen lässt.
Sobald Ihre Aktivitäten aber über Liebhaberei hinausgehen, sollten Sie unbedingt auch an Ihre Verpflichtungen als Steuerzahler denken. Wenn Sie mit einer Tätigkeit Gewinnerzielungsabsicht haben, wird das Finanzamt seinen Anteil verlangen, gerne auch rückwirkend. Anschließend werden sich die Kommunen melden, um die entsprechende Gewerbesteuer einzutreiben. Denken Sie daher rechtzeitig an die nötigen Meldungen, etwa die Gewerbeanmeldung oder Ihre Vorsteueranmeldungen.
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