Am 7. Mai hat die Europäische Zentralbank eine neuerliche Zinssenkung beschlossen, die heute in Kraft tritt. In diesem Artikel kommentieren wir nicht die Zinspolitik der EZB selbst, denn das hat die Presse schon ausgiebig getan.
Dabei fällt auf, daß bisher zwei Hochzinsphasen aufeinander folgten, die erste ca. 2000 bis 2003, die zweite seit ca. 2006. Seit Ende 2008 stürzt der Leitzins der Euro-Zone aber auf immer neue historische Tiefstände:
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Mit einer kleinen Grafik kann der bisherige Verlauf der Zinspolitik anschaulich gemacht werden:
Interessant ist derzeit, wie die Geldpolitik der EZB in der nahen Zukunft weitergehen wird. Eine weitere Zinssenkung verpufft möglicherweise wirkungslos, denn viel Spielraum nach unten gibt es ja nicht mehr.
Eine Möglichkeit ist eine „quantitative Lockerung“, d.h. neues Geld zu drucken. Das würde möglicherweise in der gegenwärtigen Krise eine kurzfristige Erleichterung schaffen, aber langfristig insbesondere durch Akzeleratoreffekte die Inflationsgefahr erhöhen. Eine andere Möglichkeit wäre der Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB. Die Zentralbank für auf diese Weise indirekt die Euro-Mitgliedsstaaten finanzieren. Das entlastet die Haushalte, weckt aber künftige Begehrlichkeiten – die langfristig die Unabhängigkeit der EZB gefährden könnten.
Insgesamt scheint die EZB mit ihren geldpolitischen Mitteln am Ende zu sein. Die gegenwärtige Krise kann mit zins- und mengenpolitischen Mitteln nicht mehr beherrscht werden. Es wären ganz andere Akteure gefragt, die die Märkte deregulieren und entideologisieren, doch davon ist gegenwärtig nichts zu spüren: im Gegenteil scheint der Trend zu noch mehr Reglementierung zu gehen. Kein gutes Rezept für die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Quelle: http://www.ecb.int
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