Social Networks sind auf dem Vormarsch und setzen vermehrt auf eine Plattformstrategie, bei der externe Anbieter den Usern von Facebook, MySpace und Co. Applikationen offerieren.
Links werden durch Applikationsschnittstellen ersetzt
Normalerweise werden Webseiten über einen Link miteinander verknüpft und es gibt auch genügend Vergütungsmodelle. Für den Web-2.0-Service reichen aber normale Links nicht mehr aus, da der User auf jeder Seite einen neuen Account erstellen muss. Facebook erstellte als erstes Social Network eine öffentliche API (Programmierschnittstelle für Applikationen). Mit dieser Schnittstelle können unabhängige Anbieter ihre eigenen Web-Dienstleistungen auf Facebook integrieren und erreichen so über 100 Millionen User. Wenn man als Facebook-User diese Applikation nutzen möchte, muss man lediglich einer Applikation zustimmen. Der User bleibt auf Facebook eingeloggt und ihm stehen die Funktionen des Zusatzmoduls zur Verfügung. Facebook hatte damit so viel Erfolg, dass die Konkurrenz unter Federführung von Google nachzog und mit Open Social eine API entwarf, auf die nun auch führende deutsche Netzwerke aufspringen.
Start-ups nutzen Applikationen als neues Geschäftsfeld
Die Applikationen der Social Networks befinden sich schon im mittleren fünfstelligen Bereich. Die Widgets werden zwar vorwiegend von Hobbyprogrammierern entwickelt, doch inzwischen widmen sich auch einige Start-ups diesen neuen Geschäftsfeldern. Auch namhafte Investoren zeigen Interesse an diesem neuen Phänomen. So hat der Board of Directors von iLike über die Hälfte der 30 Millionen User über Facebook gefunden. Nach amerikanischen Medienberichten zufolge sind schon über 200 Millionen USD in Start-ups dieser Art geflossen.
Für Start-up-Investoren und -Gründer weisen diese Applikationen ein spezifisches Chancen-Risiko-Profil auf. Das Wachstum innerhalb dieser Netzwerke ist außerordentlich hoch. Dies liegt auch daran, dass man mit wenigen Klicks einsteigen kann und kein neuer Account eröffnet werden muss. Denn jede Applikation hat bereits eine Freundesliste, die weiterempfohlen werden kann. Ob allerdings langfristig profitable Unternehmen auf diese Weise entstehen, ist noch unklar.
Monetarisierung der Applikation möglich
Eine Monetarisierung der Applikationen ist durchaus möglich. Im Browser wird der größte Teil der Anzeigefläche für die Applikation frei gehalten. Somit hat der Drittanbieter genügend Werbefläche. Das Vergütungssystem bemisst sich nach den üblichen Kriterien. Social Networks werden für Drittanbieter immer attraktiv bleiben, da sie nie das ganze Spektrum von Anwendungen abdecken können. Die Social-Network-Betreiber legen die Rahmenbedingungen für Drittanbieter auf ihren Plattformen fest. Dies gibt eine gewisse Sicherheit wie zum Beispiel die Nutzung des Markenrechts.
Die Plattformen stellen sich als level playing field dar, auch wenn es in Einzelfällen enge Kooperationen gibt, welche dann auch zu einer bevorzugten Promotion der einzelnen Anbieter führen. Facebook und andere Social Networks verhelfen den Drittanbietern auch dazu, ihre Angebote auf den Plattformen möglichst erfolgreich zu vermarkten. Wenn man jemanden in seiner Freundesliste hat, der eine Applikation nutzt, wird man mit einem Werbebanner darauf hingewiesen. Dies erhöht die Klickwahrscheinlichkeit.
Erste Start-ups auf dem deutschen Markt im Kommen
Die Start-ups in Deutschland sind in diesem Segment zwar noch kaum vertreten, allerdings gibt es bereits einige Unternehmen, welche das Facebook Angebot nutzen. Auch wenn das Angebot nur schleppend vorangeht, hat sich Lokalisten.de mit ihren zwei Millionen Mitgliedern den Open-Social-Entwicklern geöffnet. Auch Xing, StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ haben entsprechende Absichten erklärt.
Quelle: Venture Capital Magazin 10/2008, S. 62 – 63
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