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Wenn Liquidität knapp wird: Möglichkeiten für Kleinunternehmer

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 28. Juli 2021

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

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Insbesondere bei Kleinunternehmern ist die Liquidität häufig ein fragiles Stück. Mal läuft das Geschäft gut, dann aber wieder schlechter – und immer wenn es gerade schlecht läuft, kommen noch dringende Kostenpunkte wie etwa Steuerforderungen hinzu. Aber was ist, wenn die Finanzen gerade eng werden? Immerhin sind Kleinunternehmer Selbstständige und diese haben bei Banken bezüglich einer Kreditaufnahme nicht den besten Ruf. Gibt es noch einfachere Optionen, die den Engpass schnell beseitigen können?

Selbstständige bekommen schwierig Kredit

Ist die Kreditaufnahme im Gespräch, so sind Banken sehr sicherheitsbedürftig. Sie wünschen sich Kreditnehmer, bei denen sie schon im Vorfeld regelmäßig zum Anliegen passende Einnahmen sehen können. Selbstständige fallen aus diesem Rahmen oft heraus: 

  • Ungleiche Einnahmen – sicherlich kommt es hier ganz auf den Kleinunternehmer an. Einigen gelingt es, dauerhaft monatlich ähnliche Einnahmen zu generieren, andere hingegen leben monatelang von einer hohen Einnahme, bis schließlich die nächste kommt. In beiden Fällen ist aber nur gewiss, dass keine Einnahme sicher ist. 
  • Keine Sicherheit – die selbstständige Beschäftigung bietet zwar viele Freiheiten, doch wenig Sicherheiten. Während ein Angestellter nach einer Kündigung wenigstens Arbeitslosengeld erhält, muss der Selbstständige Hartz 4 anmelden. 

Gewiss gibt es Unterschiede und kein Selbstständiger wird letztendlich gleichbehandelt. Ein Kleinselbstständiger, der über ein geerbtes und belastungsfreies Eigenheim verfügt, wird natürlich anders behandelt als derjenige, der keinerlei Sicherheiten vorweisen kann. Und auch die Kredithöhe spielt eine markante Rolle, denn so höher der angedachte Betrag ist, desto geringer sind die Chancen. 

Tipp: Hilfsmöglichkeiten bestehen mitunter darin, einen zweiten Kreditnehmer mit ins Boot zu holen. Dieser haftet gegenüber der Bank wie der Kleinunternehmer, sodass dieser natürlich mit in der Pflicht ist. Auch Bürgen können die Kreditaufnahme erleichtern. 

Spezialisierte Kreditvermittler nutzen

Kleinunternehmer haben auch nicht immer die Zeit und Muße, sich neben dem Tagesgeschäft um die Suche nach einem Kreditgeber zu kümmern. Kreditvergleiche bieten nicht selten ein klägliches Bild, denn oft steht in den Bedingungen ganz klar: Keine Selbstständigen. Trotz allem ist Aufgeben stets die schlechteste Option, zumal es Hilfe gibt. Spezielle Kreditvermittler sondieren für den Kleinunternehmer den Markt und suchen nach einem guten und soliden Angebot. Dafür erhalten sie eine Provision, die aber oft erst bei einem erfolgreichen Abschluss anfällt und die prozentual vom Kreditbetrag berechnet wird. Doch warum sind Vermittler so sinnvoll? 

  • Zeitersparnis – Kleinunternehmer müssen Geld verdienen und dies gelingt häufig nur, indem sie auch explizit arbeiten. Eine aufwendige Suche nach einem Kredit kostet Zeit und somit Geld. Geld, das schließlich aufgrund der finanziell angespannten Situation gebraucht wird. 
  • Kenntnis – Kreditvermittler, die auch für Selbstständige einen Kredit suchen und vermitteln, kennen den Markt. Sie wissen schon genau, bei welchen Anbietern sich die Nachfrage lohnt. Zudem kennen sie meist im Vorfeld schon die ungefähren Kosten und Bedingungen des Kredits. 
  • Beratung – ein guter Kreditvermittler sondiert die Lage schon vor dem ersten Suchversuch. Das bedeutet, er bespricht sich mit dem Selbstständigen, prüft die finanzielle Situation und die Bonität. Anhand dieser Fakten berät er klipp und klar und lehnt im Ernstfall auch die Zusammenarbeit und von einer Kreditaufnahme ab. Je nach Situation können die Experten jedoch auch Optionen wie einen Minikredit ohne Schufa realisieren. 

Ein Allheilmittel ist die Beauftragung eines Kreditvermittlers nicht. Kein seriöser Vermittler wird einen Kleinunternehmer, der sich nur noch mit dem kleinen Zeh über dem Abgrund hält, einen Kredit vermitteln. Für viele andere Fälle ist er aber eine gute Hilfe. 

Förderkredite nutzen 

Unter Umständen können Kleinunternehmer auf Förderkredite zurückgreifen. Es kommt diesbezüglich jedoch auf die Art der Selbstständigkeit an, denn ein Kleinunternehmer kann auch ein Autor sein, der freiberuflich arbeitet. Viele Förderprodukte sind für den Betrieb oder für den Start der Selbstständigkeit gedacht. Andere dienen dazu, den Betrieb auszubauen. Doch woher gibt es die Kredite? 

  • Arbeitsagentur – sie bietet insbesondere für die Startzeit Hilfe. Allerdings muss hier bedacht werden, dass diese Förderkredite selten nachträglich oder wesentlich später angefordert werden können. Wer sich vor zwei Jahren selbstständig machte und heute eine Starthilfe wünscht, der hat keine Chance mehr. 
  • KfW – die Kreditbank für Wiederaufbau bietet etliche Förderprodukte für Unternehmer jeglicher Art an. Auch hier ist zu prüfen, ob ein Produkt auf die eigene Person zutrifft. Privat dürfen die Gelder jedoch nicht genutzt werden. Benötigt ein Selbstständiger also Geld für eine neue Küche oder für private Rechnungen, so eignen sich die Gelder nicht. Soll jedoch das Büro neu ausgestattet werden oder sind betriebliche Rechnungen fällig, so dürfen die Kredite dafür genutzt werden. 
Die meisten Banken lehnen Kredite an Kleinunternehmer und Startups ab. Stattdessen vermitteln sie aber staatliche Förderkredite der KfW, da hierbei der Staat in der Regel den Großteil des Ausfallrisikos übernimmt.

Andere Möglichkeiten für nötige Liquidität

Eventuell könnte das Factoring für Kleinunternehmer und Startups sinnvoll sein. Je nach Modell ist es möglich, offene Rechnungen abzutreten und die Summe schon vom Factorer zu erhalten. Es gibt verschiedene Varianten, doch setzen sie eine solide Bonität des Kunden voraus. Denn: Kein Factorer kauft eine Rechnung an einen bald insolventen Kunden. 

Oder aber, der Selbstständige fragt im Familienkreis, ob nicht jemand für in einen Kredit aufnehmen könnte. In diesem Fall ist es aber extrem wichtig, einen Vertrag zwischen den Parteien zu schließen, sodass es später nicht zu Unstimmigkeiten bezüglich der Summe oder der Rückzahlung kommt. Zudem ist der Selbstständige ebenso in der Pflicht gegenüber dem Kreditaufnehmer wie gegenüber jeder Bank. 

Fazit – letztendlich bestimmt die Bonität

Sucht ein Kleinunternehmer nach einer finanziellen Lösung, so hat er es immer schwerer als Beamte oder Angestellte. Banken zögern bei Selbstständigen gerne mit dem Kreditangebot. Durch die oft unregelmäßigen und ungleichmäßigen Einnahmen stellt der Selbstständige vielfach ein Risiko dar. Bei der Suche nach einem guten Kredit kann ein Kreditvermittler helfen. Er kennt den Markt, kann die finanzielle Lage des Kunden schon vorab gut einschätzen und wird somit auch von dem Vorhaben abraten, wenn die Erfolgschancen minimal sind.

Auch öffentliche Förderkredite des Bundes, der Länder oder der EU könnten eine Lösung sein, doch richten sie sich an den Betrieb und nicht unbedingt an die Person des Kleinunternehmers. Eine Möglichkeit stellt zudem die eigene Familie oder der Freundeskreis dar. Eventuell erklärt sich jemand bereit, das Geld für den Kleinselbstständigen aufzunehmen und ihm im Innenverhältnis zu verleihen.

Bildnachweise: © H_Ko - stock.adobe.com, © Rido - stock.adobe.com

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Über den Autor

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Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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